Ich habe es getan: die ersten Schritte in Richtung Noblesse!
Mit dem sonnengelben Kleid war schon ein Anfang gemacht, aber für eine gehobene Darstellung fehlte noch die dritte -repräsentative- Kleidungsschicht über Leibhemd und Oberkleid: der ärmellosen Surcot.
Der Oberstoff ist ein schwerer sehr glatter Wollstoff, den die unglaubliche Manuela von Ovicula in einem tiefen Indigoblau gefärbt hat.
Die Farbe ist traumhaft schön und der Stoff so glatt, dass er in der Sonne glänzt
Aber der absolute Kracher ist die mit Cochenille knall-Barbie-Pink gefärbte Seide, mit der der Surcot gefüttert ist!
Es ist der Seiden-Twill vom Färbehof und die Farbe ist einfach un-glaub-lich pink! 😀
Ich habe jeweils 4 Meter Wolle und Seide verbraucht und habe letztlich eine Saumweite von etwas über 4,20m herausbekommen.
Die Vorder- und Rückenbahn sind mit 1,90 fast 20 cm länger als ich es bin.
Die Maße waren das Maximum, was ich aus dem vorhandenen Stoff herausholen konnte und ich bin begeistert:
Ich kann keinen Schritt tun, ohne den Surcot aufwändig über den Arm zu raffen (was ja durchaus gewollt ist) und ich „stehe in den Falten“. Der Faltenwurf um die Füße kommt denen auf den Abbildungen und Statuen schon sehr sehr nahe!
Der Halsausschnitt ist sehr eng und ich muss mich daran gewöhnen, erst den Surcot anzuziehen und dann einen etwaigen Kopfputz aufzusetzen 😉
Der Fürspan ist von Lorifactor und dem der personifizierten „Synagoge“ am Bamberger Dom nachempfunden.
Er hält keinen Schlitz zusammen sondern wird wie eine Brosche getragen.
Ich wurde darauf hingewiesen, dass im 13. Jahrhundert eventuell keine rein dekorativen Fürspane an Surcots getragen wurden. Ich habe einige Gegenbeispiele an figürlichen Darstellungen gefunden, bin mit der Recherche aber noch nicht durch.
Das erste mal ausgeführt habe ich das riesige Prachtstück (ich were eine extra Kleiderkiste für das Ding brauchen!) auf dem Convenimus Saeculo XIII auf der Brandenburg in Thüringen. Genau die Richtige Kulisse um -mit Todesverachtung bei über 30° im Schatten- flanieren zu gehen!
mit Katharina von Suderburg
hier noch ein paar Bilder aus der Entstehung.
Ich habe den kompletten Surcot einmal aus der blauen Wolle und einmal aus der pinken Siede genäht, das Futter dann in den Oberstoff gesteckt und an den Armlöchern, am Halsausschnitt und am Saum gegeneinander verstürzt abgesteppt.
Das brauchte eine Menge Klammern 😉
Eine besondere Herausfoderung war der Saum: damit es nachher nicht zipfelt, wollte ich ihn nicht flach liegend abstecken. Aber wo ein so langes Kleidungsstück aufhängen, um den Saum abzurunden und zu säumen?
Der entscheidende Tip kam von Facebook: an die Deckenlampe hängen!
Dank Berliner Altbaudecken mit 3,5m Höhe konnte ich so gemütlich auf einem Hocker sitzen und klammern, klammern, klammern…
So sieht er dann flach liegend aus:
Der Saum hat hie und da noch ein paar ungelichmäßige Zippel, aber das schöne an einem so überlangen Gewand ist: das sieht kein Mensch 😉
Ich jedenfalls liege den Surcot jetzt schon heiß und innig.
Jetzt fehlt noch einiges an Bling um ihn zu vervollständigen und dann glänzt er in der nächsten Saison um so schöner!