Alles auf Anfang, Mittelalter, stoffliches

Mittelaltergewandung die erste: das Unterkleid

Hier nun also der offizielle Blogeintrag zu meinem ersten Stück Mittelaltergewandung!
Angefangen wird bei der Unterwäsche: ein Unterkleid, auch Hemd oder Chemise genannt.

So here is the first blogpost officially dealing with some medieval garment!
We start with the undies: an underdress/undershirt/chemise

Stoff: Leinen, modern, weiß. Gekauft irgendwo im internet (weiß nicht mehr genau wo)
Fabric: linen, modern, white. Purchased somewhere online, can’t remember the store.

Nähgarn: weißes Leinengarn aus dem Klöppelbedarfs-Laden, den ich passenderweise im ältesten Viertel von Berlin entdeckt habe.
Thread: white linen thread I found in a crafting store in Berlins oldest quarter.

Schnitt: gerade Vorder- und Rückbahn, seitliche Gehren, jeweils in Bahnbreite aus zwei Dreiecken zusammengesetzt, Ausschnitt mit Schlitz (mit Beleg) Der Schnitt ist fast genau übernommen von einer Anleitung, die Mara vom Nikolassee freundlicherweise auf ihrer Seite zur Verfügung stellt. Die Ärmel sind so weit geschnitten, dass ich sie noch hochschieben kann.
Pattern: straight front and back panels, just a long rectangle, side gores each as wide as one  panel. Neck with a little slit.
I took the pattern from a tutorial, that reenactres and crafter Mara vom Nikolassee kindly provides on her site.

Techniken: komplett von Hand genäht (mit moderner Nähnadel und Stecknadeln); Heftstich und Überwendlingstich zum Versäubern
Method: entirely sewn by hand. (With modern sewing needle and pins). Running stich and overedge stitch.

Fotooooos! \o/

Nähgarn (mit Stecknadel zum Größenvergleich):
The thread with a blocking pin added for scale
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Zuschnitt. Als Schnittbögen habe ich dieses graue Papier benutzt, dass man in Deko-Läden als Verpackung für Zerbrechliches bekommt. Die Bögen sind schön groß und gleichzeitig schön dünn. Die Front- und Rückennbahn sind hier schon abgeschnitten, zu sehen sind Ärmel und Gehren.
Cuttung. As templates I use this grey paper, stores sometimes use to wrap glas and fragile stuff in. Its big and nicely thin. In this picture, the front and back panel have already been cut off; you see the sleeves and the gores.

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Die ersten Stiche! (Am Beleg vom Ausschnitt)
First stiches!

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Zuerst waren die Stiche noch ziemlich grob (hier die Schulternaht)…
Bit rough at first (this is the shoulder)…

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…aber an den Säumen habe ich sie dann doch ziemlich fein hinbekommen! (mit Stecknadel zum Größenvergleich)
But I did produce some really neat seams! (pin added for scale)

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uuuund fertig!
done!

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Und so sieht das ganze aus, wenn die Handmaid drin steckt 😉
This is it with the Maid inside 😉

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Bitte entschuldigt das grottige Foto. Mit dem auf dem Tisch stehenden Handy per Selbstauslöser so zu fotografieren, dass das ganze Kleid drauf ist, der Kopf aber nicht ist gar nicht so leicht…
Sorry for the hideous picture. It’s not easy to take a photo with your phone standing on the table, showing the whole dress but not your face…

Fazit:

Für ein Erstlingswerk bin ich sehr zufrieden! Das Nähen hat großen Spaß gemacht und geht doch flotter als man denkt. Nur das Versäubern der langen Nähte, insbesondere an den Gehren ist doch ziemlich zeitraubend. Alles in allem bin ich wahnsinnig Stolz auf dieses Stück Handwerk, auch wenn es sich nur um mittelalterliche Unterwäsche handelt 😉
Trotzdem gibt es ein paar Punkte, die ich beim nächsten Mal berücksichtigen werde:
Conclusion:
For a very first try I am definitely happy with ist. The sewing was fun and actually goes quicker than you might think. Only hemming the seams was pretty time consuming.
But after all I am very proud of this piece of handcraft, even if it is only medieval underwear 😉

though, there are some points I will consider next time:

– das Leinen ist wirklich sehr Persilweiß. Beim nächsten Mal werde ich entweder irgendwo altes Leinen auftreiben oder einen natürlicheren Farbton wählen.
– the linen is really very white. Maybe next time I will go for old fabric or choose a more natural shade

– es ist etwas kurz geraten (gerade so knöchellang) wobei ich da noch mal gucken muss, was die Quellenlage zur Länge von Unterkleidern tatsächlich sagt. ich wurde nämlich darauf hingewiesen, dass ein etwas kürzeres Unterkleid durchaus von Vorteil sein kann, weil das Material schnell Wasser zieht, was auf taunassen Wiese o.ä. schnell unangenehm werden kann.
it’s a wee bit short (just down to the ankles). Actually I will have to do some research about how long underdresses really were. I have been told that linen gets awfully wet when walking on damp grass for instant and that it may be a good idea to keep it that „short“.

– um die Hüften ist es etwas eng. Ich habe wohl generell die Nahtzugaben etwas kleinlich berechnet. (Auf dem Bild spannt es um die Brust, das liegt aber an dem modernen BH, den ich aus -äh- Jugendschutzgründen drunter ziehen musste, wäre sonst etwas transparent ) Es ist noch nicht unbequem, aber kräftig zulegen darf ich jetzt nicht mehr :-/
Nachtrag: Es ist mittlerweile etwas sehr eng geworden und ich habe es geändert. Den Bericht findet ihr hier.
– it’s a bit tight around the hips. I think I did not calculate enough seam allowance. (On the picture it seems to be quite tight around the chest, but that’s because I was wearing a modern bra for the picture. Would have been to tranparent otherwise. It’s still comfy but I better do not put on a lot of weight!
Added later: it really became to tight and I had to change it. The post can be found here.

– Ich weiß noch nicht, ob ich mit Ausschnitt und Ärmeln zufrieden bin. Je mehr Quellen ich finde und je mehr Gewandungen von Anderen mit ähnlichem Darstellungszeitraum ich mir angucke, um so mehr glaube ich, dass die Ärmel zu weit sind. Die Ärmel der Oberkleider die man da so sieht sind alle ziemlich eng, zum Teil sogar geknöpft. Das würde mit meinen recht weiten Ärmeln natürlich nicht zusammenpassen.
– I still don’t know if I  like the neckline and the sleeves. the more sources I find, the more I think that the sleeves are too loose.

– den größten Hammer habe ich erst ganz am Schluss bemerkt: ich Riesenhirsch habe den gesamten unteren Saum in die falsche Richtung, also nach außen gesäumt! Sehr sehr ärgerlich. aber ich habe beschlossen, das jetzt erst mal so zu lassen. Wenn ich das Unterkleid so behalte, wird es ja eh ‚darunter‘ getragen, da sieht das keiner, und sollte ich wegen der Ärmel o.ä. doch noch ein neues machen, dann werde ich bei jeder Naht aber dreimal kontrollieren, wo innen und außen ist!
– The worst thing I recognised right after I finished the whole thing: I hemmed the complete seam to the outside! /o\
But I will keep it this way. After all it’s underwear and no one will see 😉

 

So, erster Schritt fertig! Der Stoff für das Oberkleid ist auch schon bestellt und dann fehlen ja nur noch Kopfbedeckung, Gürtel, Schuhe, Fibel, Tasche,…Kinderspiel ^^

 

seid herzlich gegrüßt von der Handmaid

 

2 Gedanken zu „Mittelaltergewandung die erste: das Unterkleid“

  1. Willkommen im Club der Handnäherinnen!
    Ach was, Riesenhirsch – ich hab mal den kompletten Surcot-Saum falschrum genäht! Das waren Meter!
    Dagegen bist du doch nur Bambi!;-)

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